Sachs, Mobilität
Aus Leidenschaft für Automobile
März 1990 – die Mauer hat seit einigen Monaten eklatante Lücken, in der DDR finden die ersten (und letzten) freien Volkskammer-Wahlen statt und die Band Rockhaus landet bezeichnenderweise mit dem Titel „Wohin?“ einen Nummer-1-Hit. Es ist die Zeit des Umbruchs – Aufbruchstimmung auch in Mecklenburg-Vorpommern. In Güstrow legen Torsten und Thomas Sachs den Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung der Sachs-Gruppe – heute an vier Standorten vertreten in Rostock, Roggentin, Wismar und eben Güstrow.
Herr Sachs, wie sah Ihr Autohaus in Güstrow im März 1990 aus?
Torsten Sachs (lacht): Das war schon fast experimentell. Wir haben zunächst Neu- und Gebrauchtwagen von Mazda aus einem Container heraus verkauft.
Der Markt hatte sich durch den Mauerfall verzerrt. Der Bedarf an gebrauchten
Kleinwagen war stark angestiegen – und damit auch die Preise. Wir haben
noch vor der Währungsunion einen Kredit bei der Ausgleichsbank in Berlin
aufgenommen, um Gebrauchtwagen anzukaufen, Startkapital war keins vorhanden. Anfangs hatten wir eine Fläche von ca. 1.000 Quadratmetern und
eine Garage angemietet. Der Container diente als Büro und Verkaufsraum.
Dann kam die zweite Garage mit Grube dazu, um Reparaturen durchführen
zu können. Zu der Zeit hatten wir zwei Mitarbeiter: einen Kfz-Mechaniker und einen Verkäufer. Alf Hudowenz ist noch heute bei uns und nun Markenverantwortlicher für Mazda und Filialleiter in Güstrow.
Wie kommt ein diplomierter Schiffsingenieur zum Automobil?
Ich habe mein Hochschulstudium an der Seefahrtsschule Warnemünde/Wustrow erfolgreich abgeschlossen und bin auch kurz zur See gefahren; konnte dann aber als Aspirant („DDR“-Nachwuchswissenschaftler) zurück an die Hochschule und wollte eigentlich meinen „Doktor“ machen. Und dann kam die Wende! Eine Chance, denn mir war klar, dass ich lieber frei gestalten möchte und mich in universitären Hierarchien und Strukturen nicht wirklich wohlgefühlt hätte. In der Selbstständigkeit kann man planerisch kreativ sein. Und als Techniker besteht natürlich eine Affinität zu Motoren. Mit ökonomischen Grundsatzfragen, die für uns neu waren, haben mein Bruder und ich uns eingehend beschäftigt und uns auch Kenntnisse in Sachen Steuern und vieles mehr erarbeitet.
Alf Hudowenz
von Anfang an in der Unternehmensgruppe dabei 1990 verkaufte er noch aus einem Container heraus Neuwagen der Marke Mazda und gebrauchte Fahrzeuge. Heute hat er die Markenverantwortung Mazda und ist Filialleiter in Güstrow.
Matthias Hahn
seit 2006 dabei. Der gelernte Kfz-Meister kam vor 14 Jahren zum Autohaus Sachs und war zunächst als Verkäufer in Güstrow tätig. 2014 ging er in den Volvo-Verkauf nach Rostock. Heute hat er die die Markenverantwortung Volvo und ist Verkaufsleiter in Rostock.
Und warum Mazda?
Wir waren auf der ersten und einzigen Automobilmesse in Leipzig und haben
sehr viele Gespräche geführt. Mein Bruder war emotional angetan und sofort
von den Mazda-Modellen begeistert. Damals wie heute ist er mit seiner
Leidenschaft fürs Automobil ein Verkaufsgenie. Der Mazda 323 F mit den
„Schlafaugen“ hatte es uns ziemlich angetan. Auch den MX-5 fanden wir cool.
Somit haben wir uns recht schnell entschieden, mit Mazda den automobilen
Weg gehen zu wollen. Mazda war vor 30 Jahren auch noch recht „frisch“ am
deutschen Markt. Und das Marktumfeld in unserer Region passte. Generell
waren die Käufer in den neuen Bundesländern nicht so von den Marken deutscher Automobilhersteller geprägt und offener für Importe. Mazda sah eine gute Möglichkeit, in den ostdeutschen Märkten zu wachsen und seine Marktanteile auszuweiten.
Und es gab erste Pläne zum Bau eines Autohauses …
Richtig. Im Juni 1993 haben wir das Mazda-Haus in Güstrow fertiggestellt und
offiziell eröffnet. Drei Jahre später haben wir an diesem Standort unseren
Service erweitert und sind über die Jahre sukzessive gewachsen. 2003 bis 2012 betreute Autohaus Sachs als einer von zwei Mazda-Wirtschaftsraumleitern in Mecklenburg-Vorpommern vier Mazda-Vertriebspartner. Unter anderem auch Auto Roolf in Wismar. Diese Filiale haben wir gerade übernommen. Seit dem 1. Januar 2020 laufen Verkauf und Service unter dem Dach der Sachs-Gruppe.
2006 kam Volvo und 2012 Suzuki dazu. Warum gerade diese Marken?
Beginnend im Jahr 2004 bis 2011 hatte Mazda einige Absatzprobleme und verlor kontinuierlich Marktanteile, die Japaner waren nicht mehr so innovativ und nicht mehr so gefragt. Das war eine frappierende Rückwärtsentwicklung, die Mazda beginnend mit den SKYACTIVE Modellen in 2012 wieder gut auffangen und seitdem erfolgreich wachsen konnte. Aber zu jener Zeit mussten wir uns dieser Entwicklung entgegenstellen. Thomas und ich waren uns einig, dass es eine Premiummarke sein sollte, die unser Neuwagen-Portfolio gut ergänzt. So kam Volvo ins Spiel. Mit Suzuki, die übrigens weltweit die meisten Kleinwagen verkaufen, verhält es sich im Grunde ähnlich. Wir wollten einen guten Kleinwagen, der stabil am Markt ist und unser Portfolio abrundet. Das hat gut funktioniert. In Güstrow kommt jeder zehnte Neuwagen von Sachs.
In den letzten 30 Jahren standen immer wieder hohe Investitionen an, wie 2014 der Bau des Volvo-Hauses in Rostock oder 2018 die Erweiterung von Ausstellungs- und Werkstattflächen in Rostock. Bereiten solche Entscheidungen auch manchmal Bauchschmerzen?
Nein, wenn wir uns entschieden haben, gehen wir die Sache an. Wir wollten von Anfang an stetiges und gezieltes Wachstum. Bei investivem Stillstand wäre nach meiner Überzeugung keine langfristige erfolgreiche Arbeit möglich. Aber wir wollen uns den Herausforderungen der Zukunft stellen. Und umso expansiver Unternehmen sich aufstellen, desto größer sind die möglichen Synergie- und Spezialisierungseffekte. So können wir besser und schneller reagieren als andere und somit auch die sich immer ändernden und wachsenden Anforderungen unserer Kunden, aber auch die unserer Hersteller erfüllen.
Martin Dinse
seit seiner Ausbildung 2014 beim Autohaus Sachs. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Automobilkaufmann begann er 2016 ein Fernstudium der Betriebswirtschaftslehre mit Kompetenzfächern Mittelstandsfinanzierung und
Marketing. Seit 2020 ist er Filialleiter in Wismar.
Sven Tunnemann
seit seiner Ausbildung 1999 beim Autohaus Sachs 1999 begann er seine Ausbildung zum Automobilkaufmann beim Autohaus Sachs. Heute ist er Filialleiter in Roggentin und Markenverantwortlicher für Suzuki.
Ist neben der Arbeit noch Zeit für Hobbys?
Ich bin sehr gern am Wasser und jogge, wenn ich Zeit habe, an der Ostsee entlang. Das macht den Kopf frei. Außerdem fahre ich schon seit vielen Jahren
Motorrad, meist rund 10.000 Kilometer im Jahr. Nicht unter einem sportlichen
Aspekt, sondern um etwas von der Welt zu sehen. Über verschiedene Hersteller wie beispielsweise BMW bin ich heute bei Harley Davidson gelandet und fühle mich dort sehr gut aufgehoben.
Ist die berühmte Route 66 in den USA der nächste Traum?
Auf jeden Fall. Aber ich bin schon die Route 62 in Südafrika gefahren, die landschaftlich sehr reizvoll ist. Ein echtes Erlebnis. Bedrückend fanden wir allerdings die Diskrepanz zwischen Arm und Reich in dem Land. Solche Erfahrungen erden dann auch richtigerweise ganz schnell. Bei den langen Touren ist unsere von einem Guide geführte Harley-Gruppe immer mit neun bis zehn Bikes unterwegs.
Mit welchen Herausforderungen rechnen Sie in den nächsten 30 Jahren? Gehört der Elektromobilität die Zukunft?
Zunächst einmal brauchen wir insgesamt eine kontinuierliche Produktivitätssteigerung. Die ist nur durch mehr Innovationen zu erreichen. Voraussetzung dafür sind Demokratie, Freiheit und eine marktwirtschaftliche Orientierung. Wir müssen uns technisch weiterentwickeln, um die Bedürfnisse einer wachsenden Weltbevölkerung zu befriedigen. Zugleich fehlen hier tausende Fachkräfte. Wir haben eine Verantwortung, dies zu lösen – auch ökologisch. Ich glaube daran, dass der Mensch innovativ ist und Lösungen findet. Für die Automobilbranche stellt sich die Frage nach den Antriebsarten. Denn ein Auto braucht Fortbewegungsenergie. Und der fossile Brennstoff ist endlich. Wenn man den steigenden Anteil an Elektro-Fahrzeugen und Hybriden betrachtet, ist abzusehen, dass sie Autos, die mit fossilen Brennstoffen angetrieben werden, über kurz oder lang ablösen werden. Aber ich bezweifele, dass die Feststoffbatterie die einzige Lösung ist. Zum einen gibt es bei der Akku-Herstellung und Rohstoff-Gewinnung diverse Fragezeichen. Sei es die Kinderarbeit oder die mit der Produktion verbundene Umweltverschmutzung. Außerdem sehe ich auch praktische Probleme. Wenn in der Innenstadt in einem Mehr-Parteien-Haus jede Partei auch nur ein E-Fahrzeug laden möchte, ist das ein logistisches Problem. Und natürlich, wie der ganze benötigte Strom – Stichwort: die sogenannten erneuerbaren Energien – produziert wird. Es wird sich zeigen, ob andere Technologien wie zum Beispiel die Brennstoffzellen oder die Herstellung synthetischer Kraftstoffe besser geeignet sind. Für uns Autohändler ist nicht unbedingt die Antriebsart eine Herausforderung, sondern vielmehr, wie sich Mobilität verändern wird.
Also stellt sich vielmehr die Frage nach der Mobilität der Zukunft?
Ganz genau. Wir sehen schon jetzt eine Veränderung, was den Besitzstatus anbelangt. Das ist regional sehr unterschiedlich, aber in den großen Metropolen besitzen immer mehr Menschen gar kein Auto mehr. Es werden die unterschiedlichen Nutzungskonzepte sein, die uns in der Zukunft beschäftigen. Wenn man ein Abo auf das Fahrzeug abschließt oder per Auto-Tausch unterschiedliche Modelle fährt – im Sommer das Cabrio und im Winter das SUV. Und wenn erst das autonome Fahren kommt, wird sich sehr viel verändern. Wenn die Menschen ihre Zeit effektiver nutzen können und während der Fahrt arbeiten, lesen oder ruhen, denn Zeit ist eins der wertvollsten Güter. Allerdings wird dies noch eine ganze Weile dauern, bis das kommt.
Was ist Ihnen in puncto Mobilität wichtig?
Meiner Meinung nach ist es unerlässlich, dass Mobilität frei gelebt werden darf. Es ist eine Form von Freiheit, entscheiden zu können, wohin ich gehe und wann ich es tue. In der Planwirtschaft der ehemaligen DDR hat der Staat die Mobilität „verteilt“ bzw. zugewiesen und damit mobile Freiheit. Das ist glücklicherweise vorbei. Aber wir müssen darauf achten, dass Automobilität nicht zum Privileg wird. Hersteller von E-Autos geben acht bis zehn Jahre Gewährleistung auf die Batterie. Das könnte dazu führen, dass keine älteren – und damit preislich günstigeren – Fahrzeuge mehr auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen. Das würde viele Menschen ausschließen. Mobilität muss für alle gewährleistet sein.
Und wohin geht die Reise für das Autohaus Sachs?
Wir möchten weiterhin mit unseren heutigen und zukünftigen engagierten Mitarbeitern qualitativ und quantitativ wachsen und somit unseren Beitrag zur Mobilität in unserem schönen ländlich geprägten Mecklenburg-Vorpommern leisten.
Historie
05/1990
Die Sachs-Gruppe begann aus einem Container heraus Neuwagen der Marke Mazda und gebrauchte Fahrzeuge in
Güstrow zu verkaufen. Mitarbeiteranzahl: 2
06/1993
Der Neubau des Stammsitzes an der Rostocker Chaussee 9 in Güstrow ist fertig. Das architektonisch originelle
Gebäude erinnert mit seinem schräg zulaufenden Dach an einen Schiffsbug. Das Design kommt nicht von ungefähr: Geschäftsführer und Gründer Torsten Sachs ist diplomierter Schiffsingenieur. Eröffnungsfeier mit der Marke Mazda
1993 – 2006
Wachstum am Standort in Güstrow und konsequente Erweiterung des Services
2002
Übernahme eines Autohauses in Malchin
mit der Marke Mazda
2003
Wirtschaftsraumleitung der Marke Mazda in Mecklenburg-Vorpommern – Betreuung von Mazda-Partnern u. a. Auto Roolf GmbH in Wismar
2006
Erweiterung des Marken-Portfolios. Der
Premiumhersteller Volvo kommt in Güstrow dazu – inkl. Bau eines exklusiven Verkaufspavillons an der Bredentiner Straße
2012
In Güstrow setzt das Autohaus Sachs auf den Kleinwagen-Spezialisten Suzuki und baut einen eigenen Markenflügel
01/2012
Übernahme des traditionsreichen Volvo-
Standortes in Roggentin
08/2013
Erster Spatenstich zum neuen Volvo Autohaus zentrumsnah im Rostocker Werftdreieck. Der Neubau in Rostock war etwas ganz Besonderes, denn damit war das Autohaus Sachs der deutschlandweit erste Exklusiv-Händlerbetrieb, der nach den Regeln des weltweit gültigen neuen CIKonzepts von Volvo errichtet wurde
2014
Die Autohaus Sachs GmbH (Rostock und Güstrow) gehört zu den 25 erfolgreichsten Volvo-Partnern
2014
Der Sachs-Gruppe wird der Vertrieb und Service der Marken Mazda und Suzuki im Osten der Hansestadt angetragen. So zogen diese beiden Marken in Roggentin ein – die Volvo-Mannschaft bezog zeitgleich im Werftdreieck ihr neues Zuhause
2017
Infolge des erheblichen Wachstums entschloss sich die Geschäftsleitung die Ausstellungs- und Werkstattflächen im Volvo Autohaus in Rostock zu erweitern
– Fertigstellung: Anfang 2018
2019
Erhebliche Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen in den Servicebereichen Roggentin und Güstrow
01/2020
Verkauf und jetzt auch der Service der Marke Mazda in Wismar unter dem Dach der Sachs-Gruppe